Aufbruch in ein Abenteuer - von Sorgen, Träumen und Meeresduft
Am Anfang war da
diese Idee… Mal etwas Anderes machen… Sich etwas trauen und aus
dem Alltag ausbrechen. Ich hatte mir überlegt mir selber zu
beweisen, dass ich auch ohne Hilfe gut alleine zurecht komme, mir
selber zuzutrauen mit einem großen Auto durch fremde Länder zu
fahren und mit nur Wenig zufrieden zu sein. Daraus entstand die etwas
konkretere Idee mir einen Van zu mieten und mich auf den Weg nach
Norwegen zu machen. Ich hatte tatsächlich erst überlegt diese Reise
alleine anzutreten, doch als ich meiner Cousine davon erzählte, war
sie Feuer und Flamme, versuchte Urlaub für die Zeit im Oktober zu
organisieren und so wurde aus meinem Solotrip ein Mädelstrip, auf
den wir uns von da an die nächsten acht Wochen unfassbar freuten.
Ich selber machte
mir darum Sorgen, ob ich das große Auto fahren konnte, ob es nicht
zu kalt wird, ob ich mit dem wilden Campen klar kommen würde… Das
alles hätte ich natürlich niemals zugegeben im Vorhinein und wenn
mich jemand fragte, ob ich denn nicht Angst hätte oder mir Sorgen
machen würde, winke ich ab: „Ach Quatsch, was soll denn schon
passieren!?“
Worüber ich mich
allerdings tatsächlich nie Sorgen gemacht hatte während unserer
Zeit der Vorfreude und Planung war unsere Sicherheit… Ich meine,
komm schon… wir sind nach Norwegen gefahren und nicht in ein
Krisengebiet. Erst als wir schon unterwegs waren, erzählte mir
Julia wie viele sie darauf angesprochen hätten, ob es denn nicht
gefährlich ist, wenn wir alleine ohne Männer fahren… aber da
dachte ich dann: „Jetzt erst recht!“ Ich würde aber lügen,
würde ich behaupten, dass diese Gedanken danach nicht hin und
wieder in meinem Kopf herumgegeistert sind.
Es war das letzte
Wochenende im September, als wir uns endlich auf den Weg machten.
Wir haben uns die
Diesellotte, die früher einmal als Krankentransportfahrzeug beim
roten Kreuz gedient hat, über die Plattform PAUL CAMPER gemietet.
Von Anfang an waren wir verliebt in das alte Schätzchen, mit all
seinen Macken. Dem nicht funktionierenden zweiten Gang, dem Geruch
nach faulen Eiern und dem Treckersound beim Starten des Transporters,
um nur mal einige davon zu nennen.
Dieses Gefühl von
Freiheit, als wir das Auto starteten, unseren Männern und unserer Familie im Rückspiegel zuwinkten und uns knatternd auf den Weg
Richtung Norden machten, war einfach überwältigend. Wir sprudelten
gerade zu vor Energie und dieses Kribbeln im Bauch werde ich nie
vergessen. An diesem ersten Tag hieß es erst mal Kilometer reißen,
denn wir wollten die erste Nacht unbedingt schon am Meer verbringen.
Also Zähne zusammen beißen und der Diesellotte ihr
Höchstgeschwindigkeit von 105 km/h abverlangen. Es war herrlich,
denn wir fuhren bei strahlend blauem Himmel dem Abenteuer Vanlife
entgegen. Gute Musik brachte uns fröhlich durch den Tag und als der
Himmel sich langsam orange und rot verfärbte, hätte ich schreien
können vor Glück, denn ich fühlte schon tief im Inneren, dass das
richtig gut wird!
St. Peter Ording
hieß das erste Ziel und wir kamen im Dunkeln an. Wir hatten uns
vorher nicht darum gekümmert, wo wir schlafen werden und mit der App
„park4night“ suchten wir uns jeden Abend aufs Neue einen
Standort. In Deutschland ist nichts mit wild Campen, daher suchten
wir einen Campingplatz in Nähe des Strandes und konnten dort die
erste Nacht verbringen. Außentemperatur waren 10 Grad, wir hatten
zwar Schlafsäcke dabei, wollten aber fürs erste bei den Bettdecken
bleiben.
Am nächsten Morgen duschten wir schnell und packten unsere Sachen, denn wir hatten nicht vor lange dort zu bleiben. Wir wollten so gerne an unserem ersten Morgen am Strand frühstücken und dafür ist St. Peter Ording einfach perfekt, denn du kannst (für eine ordentliche Gebühr natürlich) mit deinem Auto direkt auf den Strand fahren.
Es war herrlich…
Wind, Sonne, Möwen und viel Ruhe und Platz… Wir bereiteten uns
Porridge zu, aßen eine Zimtschnecke (dies sollte ein tägliches
Ritual werden) und schauten lange aufs Meer hinaus. Welch fulminanter
Start für diese Reise…
Na dann wollen wir
mal nach Dänemark
Ich weiß nicht wie
es euch geht, aber sobald ich die dänische Grenze überschreite,
breitet sich in mir immer automatisch eine innere Ruhe aus. Das war
schon als Kind so und hat sich seit dem nicht geändert. So ging es
mir auch dieses Mal. Die Landschaft von Dänemark erinnert mich an
zahlreiche wunderschöne Urlaube aus meiner Kindheit und ein Gefühl
von Heimat breitet sich in meinem Herzen aus. Wir fuhren an der
Ostküsste hoch und legten eine ausgedehnte Mittagspause in Höl ein,
dem Ort an dem die Familie meines Mannes oft Urlaub macht, setzten uns in die Sonne auf einen Steg und genossen den Augenblick völliger
Ruhe.
Bis wir unser
Nachtlager aufschlagen konnten, mussten wir aber noch ein paar
Kilometer hinter uns bringen , denn am nächsten Abend wartete die
Fähre auf uns und wir wollten am nächsten Tag nicht hetzen müssen.
Also ging es weiter mit unserem kleinen Trecker, immer weiter
Richtung Norden, die frische Meeresbrise in den Haaren und die
Sonnenstrahlen auf der Haut. Die Sonne sank westlich von uns langsam
und wir suchten uns mit der App einen Stellplatz für unsere zweite
Nacht. Tatsächlich hatten wir richtig Glück und fanden einen
Stellplatz für Wohnmobile mit Strom und Sanitäranlagen direkt an
einem kleinen Hafen und hatten ihn auch noch für uns ganz alleine. Ein Hoch auf die Nebensaison.
Die Nacht sollte verdammt schattig werden, die sternenklaren Nächte
waren wunderschön, versprachen aber auch immer Temperaturen um die
Null Grad! Meine Nachtgarderobe sah also wie folgt aus :
Langarmshirt, Wollpulli, Jogginghose, Socken, Wollsocken und bis
sich das Bett angewärmt hatte auch noch eine Wollmütze. Wir sind
allerdings bei unseren Bettdecken geblieben und haben uns darüber
noch eine Kuscheldecke gepackt. Und ob ihr es glaubt oder nicht,
haben wir die ganze Nacht über geschlafen wie ein Baby und nicht
gefroren.
Morgens haben wir
die Rücktüren unseres Transporters geöffnet und die Aussicht auf
den morgendlichen Hafen genossen. Die Nasen waren kleine Eiszapfen,
aber der Rest war kuschelig warm unter den Decken. Wir konnten diese
Harmonie in vollen Zügen genießen und vielen in eine Art Trance,
während wir auf das Meer hinaus schauten, eine Mischung aus
Zufriedenheit und leichtem Unglauben über die Schönheit des Einfachen.
Unser Weg führte
uns weiter durch das schöne Dänemark, der Nordspitze entgegen.
Unsere Fähre sollte abends abfahren, aus Hirtshals rund 40 Minuten
vom wunderschönen Skagen entfernt. Dort treffen sich Nord- und Ostsee
und bieten ein schönes Schauspiel an dem Punkt, wo die Wellen
aufeinander treffen. Daher konnten wir es uns natürlich nicht nehmen
lassen und statteten Skagen einen kurzen Besuch ab. Dort wanderten wir den Strand entlang, genossen den Wind um unsere
Nasenspitzen und unterhielten uns über Gott und die Welt. Wir
redeten darüber, wie gut der Start in dieses Abenteuer geklappt hat
und was als Nächstes auf uns zu kommen wird. Denn wenn wir mal ganz
ehrlich sind, waren wir beide ganz schön aufgeregt vor der
Fährüberfahrt am Abend. Dieses Kribbeln machte sich wieder im Bauch
breit und jede hing so ihren Gedanken nach.
Wir machten uns sehr
pünktlich auf den Weg, denn man sollte zwei Stunden vorm Ablegen des
Schiffs am Hafen sein und wir wollten nicht zu spät kommen. So
standen wir ab 18 Uhr am Hafen, eingereiht mit vielen Wohnmobilen,
Lkws und Autos, die alle mit uns gemeinsam nach Norwegen fahren
wollten. Wir nutzen die Zeit um Gedanken nachzuhängen, von Norwegen
zu träumen und ein Hörbuch zu hören. Gut, dass wir die Zeit noch
mal zum Kräfte sammeln genutzt haben, denn das sollten wir später noch
gut gebrauchen können.
Für heute werde ich
aber erst mal Schluss machen und euch bald mehr über Norwegen
erzählen, denn so viel kann ich euch schon mal verraten, wir wurden
mehr als belohnt für die holprige Überfahrt nach Kristiansand :-)
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