Norwegen - von Entschleunigung, Stille und Zimtschnecken
Im letzten Beitrag
habe ich euch erzählt, wie meine Cousine Julia und ich uns auf den
Weg gemacht haben… mit dem Van Richtung Norden, dem Abenteuer
entgegen. Habe von kalten Nächten und stinkenden Autos berichtet und
davon, wie gut uns schon die ersten zwei Tage in der Diesellotte
gefallen haben.
Nun stehen wir vor
dem riesigen Fährschiff und warten darauf,dass wir endlich die Rampe
hochfahren und die letzten Kilometer die uns noch von Norwegen
trennten hinter uns bringen können. Endlich ist es soweit, ein
Hafenmitarbeiter winkt uns zu und wir reihen uns in die schier endlos
wirkende Schlange von riesigen Lkws ein und mir wird etwas mulmig
zwischen diesen Fahrzeugen. Auf einer Fähre muss jeder Zentimeter
genutzt werden! Der Fährmitarbeiter steht vor mir und winkt und
winkt, dass ich noch näher an den Lkw vor mir fahren soll… gefühlt
sitze ich schon fast bei ihm im Fahrerhäuschen und schwitze dabei,
diesen Trecker unter mir langsam und kontrolliert vorwärts rollen
zulassen Aber irgendwann ist es geschafft und wir steigen aus dem Van
aus und machen uns auf den Weg nach oben.
„Ich war mal mit Mama und Papa für einen Tag in Norwegen, dabei war mir bei der Fährüberfahrt furchtbar schlecht!“, sagte ich zu meiner Cousine während wir uns einen Überblick verschafften über die Geschäfte und Angebote die es auf der Fähre gab.
Diese Worte sollten mir noch lange nachhängen, denn wir hatten kaum abgelegt, da breitete sich eine kleine aber feine Übelkeit in unseren Mägen aus, die während der knapp vier stündigen Überfahrt mal schlimmer mal erträglicher wurde. In den Momenten wo es gar nicht mehr ging, setzten wir uns draußen aufs Außendeck… in die Dunkelheit… Bei Regen und knapp 5°C Außentemperatur wehte ein grausamer Wind. Wir hatten alles an, was wir anziehen konnten, Mütze, Schal und Kapuze so zurecht gezurrt, dass nur noch die Nase rausschaute … aneinander gelehnt hörten wir so unser Hörbuch weiter… nach 30 Minuten zitterten wir beide so, dass wir es nicht mehr aushielten und mussten wieder rein gehen. Sofort stellte sich wieder das flaue Gefühl ein… ich beschloss das Ganze einfach zu ignorieren und versuchte etwas zu schlafen, dass half mir tatsächlich die restliche Stunde zu überstehen.
„Ich war mal mit Mama und Papa für einen Tag in Norwegen, dabei war mir bei der Fährüberfahrt furchtbar schlecht!“, sagte ich zu meiner Cousine während wir uns einen Überblick verschafften über die Geschäfte und Angebote die es auf der Fähre gab.
Diese Worte sollten mir noch lange nachhängen, denn wir hatten kaum abgelegt, da breitete sich eine kleine aber feine Übelkeit in unseren Mägen aus, die während der knapp vier stündigen Überfahrt mal schlimmer mal erträglicher wurde. In den Momenten wo es gar nicht mehr ging, setzten wir uns draußen aufs Außendeck… in die Dunkelheit… Bei Regen und knapp 5°C Außentemperatur wehte ein grausamer Wind. Wir hatten alles an, was wir anziehen konnten, Mütze, Schal und Kapuze so zurecht gezurrt, dass nur noch die Nase rausschaute … aneinander gelehnt hörten wir so unser Hörbuch weiter… nach 30 Minuten zitterten wir beide so, dass wir es nicht mehr aushielten und mussten wieder rein gehen. Sofort stellte sich wieder das flaue Gefühl ein… ich beschloss das Ganze einfach zu ignorieren und versuchte etwas zu schlafen, dass half mir tatsächlich die restliche Stunde zu überstehen.
Nachts kamen wir in
Kristiansand an und hatten uns auf dem Handy einen Parkplatz
ausgesucht, der nur 20 Minuten vom Fähranleger entfernt liegen
sollte. Nichts dolles, ein einfacher Parkplatz, aber immerhin sollte
es dort eine Toilette geben und es war ganz nah. Ich bin wirklich
keine Nachteule und war daher auch völlig müde, als wir mit der
Diesellotte endlich die Rampe runter rollten. Wir fuhren los und ich
war schlagartig wieder wach. Das wenige was wir in der Dunkelheit
sahen auf unserem Weg zum Parkplatz verschlug uns schon völlig die
Sprache… die Steilen Felswände an den Straßen und die gewundenen
Wege mit ihren spektakulären Tunneln versprachen eine atemberaubende
Landschaft.
Nach der Nacht auf
dem Parkplatz, mit Truckern als Nachbarn und viel prasselndem Regen
auf unserem Dach machte sich kurz Ernüchterung breit… wo war die
Sonne geblieben, die in Dänemark unser ständiger Begleiter war.
Naja, half ja alle nix… also fuhren wir wieder los, holten uns
einen Kaffee an der nächsten Tankstelle und fuhren Richtung Norden
aus Kristiansand raus.
Und was soll ich euch sagen, wir wurden mehr
als entschädigt für das verregnete Erwachen. Keine 50 km hinter
Kristiansand riss der Himmel plötzlich auf und wir sahen die ersten
kleinen Fjorde links und rechts vom Weg liegen. Sahen glitzerndes
Wasser, steile Felswände, Regenbögen über dem Wasser und waren
wieder sprachlos angesichts der Schönheit die sich uns da
offenbarte. Alle fünf Minuten schrie einer von uns auf und wir
suchten ständig nach einem Platz zum Anhalten um uns das Spektakel
näher anzusehen, um kurz inne zu halten und den Moment in uns
aufzusaugen. Ich kann mit Sicherheit sagen, dass dieser Morgen einer
der glücklichsten Momente in meinem Leben war, so klein und doch so
reich. Denn wir waren einfach Glücklich in diesem Moment, Dankbar
für die Sonnenstrahlen, für diesen Augenblick, für die Möglichkeit
das hier erleben zu können… Dankbar für die Zimtschnecke in
unserer Hand und stolz dieses Abenteuer angegangen zu sein.
Ich glaube, die
Autofahrer hinter uns waren schon ganz schön genervt … aber wir
wollten uns einfach nicht hetzen lassen und einfach im hier und jetzt
leben. Der Weg war das Ziel und wir hatten nur grobe Ziele für die
nächsten Tage gefasst… wollten uns aber nicht zu sehr fest legen.
Unseren ersten halben Tag in Norwegen, kamen wir tatsächlich also
nicht furchtbar weit, denn die Landschaft war einfach zu schön und
wir hielten immer wieder am Straßenrand an.
Nachmittgas hatten
wir uns den Manafossen vorgenommen. Einen Wasserfall in der Nähe von
Dirdal. Wir machten uns auf Weg und wurden von dicken Wolken
begleitet. Auf den letzten Metern zum Wasserfall kam Julia am Steuer
ganz schön ins Schwitzen, denn der Weg war geradeso breit genug für
unsere Diesellotte und was sollten wir machen, wenn uns jetzt jemand
entgegen kam!? Die 10 Kilometer rückwärts fahren zu müssen,
erschienen uns wie ein riesiger Albtraum. Dazu hatte es wieder heftig
angefangen zu regnen, rechts von uns die Steilwand, links ein Fluss,
der dank des vielen Regens auch reichlich Wasser führte und sehr
kalt aussah.
Aber wir hatten Glück und unser Daumendrücken wurde belohnt...keiner kam uns entgegen. Auf dem Parkplatz stand nur ein einziges Auto, es gab ein kleines Klo und eine Infotafel. Dazu viel Regen! Wir beschlossen noch etwas mit unserem Aufstieg zu warten, in der Hoffnung, dass der Regen etwas nachlassen würde. Ich kochte uns ein paar Nudeln mit Tomatensoße und wir machten es uns auf unserem Bett bequem.
Aber wir hatten Glück und unser Daumendrücken wurde belohnt...keiner kam uns entgegen. Auf dem Parkplatz stand nur ein einziges Auto, es gab ein kleines Klo und eine Infotafel. Dazu viel Regen! Wir beschlossen noch etwas mit unserem Aufstieg zu warten, in der Hoffnung, dass der Regen etwas nachlassen würde. Ich kochte uns ein paar Nudeln mit Tomatensoße und wir machten es uns auf unserem Bett bequem.
Das versprochene Aufklaren am Himmel blieb fürs erste leider aus… und daher haben wir nach dem Essen das einzig sinnvolle getan...ein feines Nickerchen. Denn das ist das Beste daran, dass man seine Unterkunft immer dabei hat… du kannst wann immer du magst anhalten und ein Nickerchen halten!
Ich dämmerte vor
mich hin… das Hörbuch im Ohr, das Prasseln des Regens so schön
beruhigt auf dem Dach. Irgendwann mischte sich aber noch ein anderes
Geräusch unter, eine Glocke. Ich dachte erst in der Nähe muss wohl
ein Kirche stehen und dämmerte wieder weg. Kurz darauf wurde die
Glocke lauter und es wurde ein richtiges Geläut aus vielen Glocken.
Ich riskierte also doch mal einen Blick aus dem Fenster und sah, dass
während unseres Nickerchens eine Herde Schafe auf den Parkplatz
gekommen war und nun seelenruhig um unser Auto herum graste. Was für
ein schönes Gefühl es war, einfach so von der Natur aufgenommen
worden zu sein und das wir anscheinend keinen weiter störten.
Wir beobachteten
noch ein wenig die Schafe und stellten dann resigniert fest, dass das
Wetter wohl heute nicht mehr besser werden würde. Also Regenhose und
-Jacke an und raus in den Berg. Auf der Infotafel stand „30 Minuten
Aufstieg auf einem Wanderweg.“ Man darf sich Wanderwege in Norwegen
aber nicht so vorstellen wie in Deutschland, denn wir hangelten uns
die nächste halbe Stunde von Stein zu Stein, über steile
Felsplatten, die nur mit einer Kette als Hilfe zum Hochziehen zu
bewältigen waren. Der Regen hatte die Angelegenheit nicht leichter
gemacht, aber ich habe mich gefühlt wie eine echte Abenteurerin, die
dem Wetter und der Natur trotze.
Oben angekommen
wurden wir für unsere Anstrengungen belohnt, denn der Manafossen war
wirklich beeindruckend, wie er sich da vor uns in die Tiefe stürzte!
Und auch hier lobe ich mir wieder die Nebensaison, denn wir waren
ganz alleine dort oben… wo sich im Sommer wahrscheinlich gerne
mehrere 100 Leute gleichzeitig tummelten. Das waren mir die kalten
Nächte doch Wert. Und wie wir so dort oben standen und die
Naturgewalt auf uns wirken ließen, hörte es auf zu regnen und der Moment war ganz allein unserer.
Weiter ging es
Richtung Lysefjord, denn dort wollten wir am nächsten Tag zum
Preikestolen hoch wandern. Wir hatten uns wieder auf unsere App
verlassen und dort nach vielem hin und her einen Campingplatz in der
Nähe des Fjords gefunden, den wir ansteuern wollten. Ihr müsst
wissen, wir hatten mittlerweile Oktober und die meisten Campingplätze
hatten nur bis zum 31.09. auf, da ab dann kaum noch jemand kam, weil
es einfach zu kalt wurde. Wir hatten also schon mehrere Plätze
angefahren, die einfach geschlossen waren. Es war natürlich schon wieder
dunkel, als wir endlich an dem Ort ankamen, von dem wir uns einen
Parkplatz zum Schlafen versprachen. Es folgte die einzige
Situation auf unserer Reise, in der ich KURZ ein wenig Angst hatte und
natürlich auch hier wieder so getan habe, als hätte ich die
Situation völlig im Griff.
Wir fuhren auf einer
kleinen Nebenstraße von der einzig großen Straße in diesem Ort.
Waren am Bowlingcenter an der Ecke abgebogen und das Navi sagte uns,
dass in 400m unser Ziel auf der linken Seite sein sollte. Mit uns
gemeinsam war ein Kombi abgebogen, der nun schon die ganze Zeit
hinter uns her schlich, obwohl er locker einfach an uns hätte vorbei
fahren können. Ich bog links in die Einfahrt des vermeintlichen
Campingplatzes ab, der Kombi auch. Nun wurden wir doch leicht nervös.
Ich fuhr einmal im Kreis auf den Parkplatz des Platzes und der Kombi
im Schneckentempo genau hinter uns. Nirgends brannte Licht in den Fenstern, der Platz lag stockdunkel da. Okay… Julia war stark nervös
und ich konnte auch das mulmige Gefühl im Bauch nicht länger
leugnen. „Wir halten hier jetzt nicht an!“, meinte Julia noch.
Aber was sollte ich machen?!? Ich wollte auch nicht mit quietschenden
Reifen vom Hof fahren und es gab in einer Stunde Umgebung keinen
anderen Campingplatz als diesen. Wir hielten die Diesellotte also an
und der Kombi hielt hinter uns. Kurz passierte nichts. Dann gingen
die Lichter am Wagen hinter uns aus und jemand stieg aus. Julia war
auf dem Sprung zum Messer, dass wir von meinem Onkel für den Notfall
mitgenommen hatten. Auch mir pochte das Herz bis zum Hals…
Was soll ich sagen,
ganz netter Typ… wollte uns nur erklären, dass der
Campingplatzbesitzer da vorne im Bowlingcenter arbeitet und wir,
falls wir auf den Preikestolen wandern möchten auf die
Wettervorhersagen achten sollen, da es dort oben in den letzten Tagen
zu Überschwemmungen gekommen war.
…
Wir nickten, lächelten und machten das Fenster wieder hoch… Atmeten einmal tief
durch und lachten uns dann kaputt.
Wir hatten auch mit
diesem Platz nach anfänglichen Schwierigkeiten super Glück und
sogar einen beheizten Aufenthaltsraum für uns alleine. Aber ein
bisschen was von dem Schrecken ist mir wohl doch im Hinterkopf
geblieben, denn es war die einzige Nacht in der ich nicht ruhig
durchschlief, nachts aufwachte und komische Geräusche hörte, von
denen ich mir sicher war, dass sie von einem fetten Elch stammten,
der im Wald direkt neben unserem Auto stand….
...
Natürlich musste
ich genau in dieser Nacht raus aufs Klo ... um 4 Uhr … Julia schlief…
der Elch röhrte…
0 Kommentare: